Lumberboards aus dem F103

Beim Feierabendbier am Küchentisch haben die ehemaligen WG-Mitbewohner Benjamin (35) und Björn (40) schon zig kreative Ideen gesponnen. So ist im Frühling dieses Jahres spontan die Idee von Lumberboards entstanden, und daraus ihr ausbalanciertes Hobby: handgefertigte Balance Boards.

Beunruhigt, dass Ben einen ganzen Tag lang weder auf seine Nachricht reagierte noch erreichbar war, wunderte sich Björn, wo sein Mitbewohner denn so lange von zu Hause weg bleibt. «Mit einem Holzbrett unter dem Arm geklemmt kam er dann irgendwann spät abends nach Hause. Auf meine Frage hin, in welchem Funkloch er denn den ganzen Tag steckte, streckte er mir das Brett unter die Nase und meinte, das habe er im Keller bei Freunden von uns für seinen Neffen gemacht», erinnert sich Björn an diesen einen Abend Anfang dieses Jahres. «Statt irgendwelches Spielzeug, wovon Kinder meistens sowieso genug besitzen, wollte ich meinem Göttibueb etwas Selbstgemachtes schenken, das man so nicht kaufen kann. Darum bin ich kurzerhand in die Werkstatt von Manu und Tom, um ihm auf seinen Geburtstag ein eigenes Balance Board zu kreieren», erzählt Ben. Als Fitnessinstruktor und leidenschaftlicher Snowboarder trainiert Ben ab und an seine Balance auf einem solchen Brett, das oft auch für den erneuten Muskelaufbau nach Verletzungen oder zur allgemeinen Stärkung der Tiefenmuskulatur eingesetzt wird. Nebst der Stärkung von Beinen, Füssen und Rumpf schult man beim Training gleichzeitig auch den Gleichgewichtssinn, woher der Name rührt.

Aus Holz und mit viel Liebe gefer-tigt, ist jedes Brett ein Unikat und soll jedermann Ba-lance und Freude bringen.[

]Von der Geschenks- zur Businessidee

Physisch war das Board als Geschenk für den Neffen zwar weg, die Idee davon blieb aber im Kopf hängen. «Mein 11-jähriger Göttibueb freute sich riesig darüber und hatte es auch ziemlich schnell im Griff, die Balance zu halten. Was Kids ziemlich einfach fällt, ist für uns Erwachsene mit viel mehr Übung verbunden», lacht Ben, als er sich an den ersten Versuch von Björn erinnert. Völlig fasziniert davon, probierte dieser das Brett sogleich selber im Flur ihrer Wohnung aus. Freunde, welche die Tage auf Besuch kamen, waren ebenso begeistert davon. «Wir waren uns allerdings einig, dass es viel einfacher aussieht als es tatsächlich ist», gibt Björn zu. Beeindruckt darüber, wie Ben das Ding in Nullkommanichts gefertigt hat, sah der Produktmanager für Schleifmaschinen darin ein grosses Potenzial: «Zumal ich davor noch nie ein Balance Board gesehen hatte, war ich sofort überzeugt davon, dass auch andere Freude an einem solchen selbstgemachten Brett haben. Insbesondere in einem Design, das es nur einmal gibt». Mit der Einwilligung von Ben, mit ihm zusammen noch mehr davon in der Werkstatt zu produzieren, ist an jenem Abend spontan die Idee zu Lumberboards entstanden: Handgefertigte Balance Boards aus St. Gallen.

Anfang dieses Jahres nutzten die beiden Freunde die Zeit, sich auf ihr neues Hobby zu konzentrieren. Während Ben in der Kurzarbeit die Schablonen für die Bretter entwarf und sich an die ersten Prototypen machte, kümmerte sich Björn im Home Office um alle anderen gestalterischen und administrativen Dinge.

«Eigentlich schade, sind wir nicht schon früher auf die Idee gekommen. Hätten wir jene bereits vergangenen Sommer gehabt, hätte vor allem Ben noch mehr Vorlaufzeit gehabt, um ein paar Boards mehr an Lager zu machen.»

 

Drei Bäumchen für drei Freunde

Sogleich machten sich die beiden Freunde an weitere Boards und arbeiteten im Keller bei Manu und Tom an ihren Prototypen. Um zu testen, wie die Boards bei den Leuten ankommen, haben sie jene auf dem Facebook-Marketplace ausgeschrieben. «Das Feedback war ziemlich gut, weshalb wir uns in einem zweiten Schritt um einen Namen und ein Logo für unser kleines Label kümmerten». Zumal die Boards aus Birken- oder Buchenholz gefertigt sind, war ihnen der Einbezug des Materials auch im visuellen Auftritt von Anbeginn wichtig. Infolgedessen entschieden sie sich zu «Lumberboards» für ihre Holzbretter. Aus wild skizzierten Bäumen auf Papier entwickelte sich rasch ihr Emblem: Die drei Bäume stehen für drei Freunde – Ben, Björn und Manu, welche bei der Kreation der ersten Designentwürfe mithalf – als Eckpfeiler von Lumberboards.

 

Die richtige Balance finden im Machen

«Uns hat die Analogie zum Baum als Lebewesen gefallen. Unsere Vision mit Lumberboards ist, unser Fundament mit den Balance Boards – die Wurzeln, die unter der Erde zusammenlaufen – zu festigen, um danach stetig in alle Richtungen weiter zu wachsen. In Zukunft würden wir Lumberboards gerne auch auf andere Sachen ausweiten, die mit Holz zu tun haben», so Björn und erwähnt als Beispiel den kürzlich gefertigten Salontisch und die Uhr aus Holz von Ben, dessen handwerkliche Fähigkeiten er bewundert. Er selbst arbeite zwar auch im Holzbereich, im Umgang mit Holz sei Ben aber einiges talentierter. Darum sei er vor allem für das Marketing und den Vertrieb zuständig. «So ergänzen wir uns perfekt, obwohl Ben nicht immer glücklich darüber war, dass ich ihn anfänglich so gepusht habe. Wir arbeiten beide Vollzeit und sehen Lumberboards entsprechend als ein Hobby. Damit wir unsere Balance Boards der Welt zeigen konnten, mussten wir zum Start dennoch einige Exemplare davon produzieren. Wenn wir Gas geben, schaffen wir zu zweit vielleicht neun bis zehn Boards am Tag, wobei immer Qualität vor Quantität zählt», fährt Björn weiter. «Zu Beginn war ich etwas zögerlich, ob mir dieses Hobby nicht zu viel wird. Doch mittlerweile sehe ich es ziemlich ausbalanciert. Wir treffen uns ungefähr einen Tag in der Woche in der Werkstatt, um gemeinsam zu sägen, zu schleifen und die Designs weiterzuentwickeln. So kam das Brett ins Rollen. Diese Balance war mir auf jeden Fall wichtig, um die Freude am Machen aufrechtzuerhalten. Denn unser Ziel ist es nicht, damit Millionäre zu werden, sondern in erster Linie anderen Menschen damit Freude zu vermitteln», betont Ben.

 

Über Ecken und Kanten und die gute Form

Den beiden ist bewusst, dass sie nicht die ersten sind, die Balance Boards herstellen. «Wir hatten einfach Lust darauf, diese Bieridee in die Tat umzusetzen und schauen nun, wo das Ganze hinführt», so Björn. Den Unterschied zu anderen Anbietern sehen sie in ihrem Bezug zu St. Gallen und vor allem darin, dass jedes einzelne Brett ein Unikat sei. «Jedes Brett hat seine Ecken und Kanten – keines sieht einem anderen gleich. Dies soll auch den Schweiss und die Liebe reflektieren, das hinter jedem einzelnen Board steckt. So hat sich die Form ihrer Boards schon bedeutend weiterentwickelt. Erinnerte das Design anfangs noch an eine Haifischflosse, passten sie es immer mehr jener eines Surfbretts an. «Auch wenn die Zacken toll aussahen, eignen sich die geraden Kanten am Ende besser, da sie die Unterlage nicht beschädigen und vor allem keine Verletzungsgefahr mehr bieten. Gleichzeitig haben wir die Boards in der Länge um 15 cm gekürzt, damit sie auch für Kinder einsetzbar sind», so Ben über die Perfektionierung der endgültigen Form, die nun viel schmaler und leichter daherkommt.

«Wir mussten uns auch schon sagen lassen, dass so ein Balance Board ziemlich einfach zu machen sei. Es ist tatsächlich nicht so schwer, aber man muss es halt machen. Und daran glauben, denn Abnehmer gibt es viele, wie die Erfahrung zeigt.» (Björn)

 

Von Anfangsschwierigkeiten zu neuen Ideen

Anfangsschwierigkeiten hatten sie auch mit den Rollen, die das Brett in das (Un-)Gleichgewicht bringen sollen. «Die Rollen aus Holz eigneten sich nicht, sie waren entweder nicht rund oder sprengten sich, weshalb wir auf ein anderes Material umsteigen mussten, auf das sich gut balancieren lässt. Da alle von Kork schwärmten, suchten wir uns einen Lieferanten dafür. Daraus möchten wir nun auch Kugeln ausprobieren», erklärt Björn, wie sie daraus eine runde Sache machen wollen. Als nächstes wollen sie eine eigene Matte als Unterlage gestalten, damit man sich selber keine Verletzungen zufügt und dem Brett keinen Schaden anrichtet beim Einsatz auf dem Fussboden aus Holz oder Stein. In Planung sind weiter Träger, mit denen sich das Brett unterwegs umhängen und besser transportieren lässt. «Das Balance Board lässt sich grundsätzlich überall mit hinnehmen. Ich selber klemme mir es oft unter den Arm und pendle damit im Zug nach St. Gallen. Um die Neugierde anderer Pendler auf unsere Balance Boards zu lenken, sind wir neuerdings in unseren eigenen Hoodies und Caps unterwegs. Demnächst kommen auch Bags dazu», erzählt Ben, wie laufend neue Ideen entstehen und sich ihr Ursprungsgedanke eines einfachen Holzbretts kontinuierlich in ganz verschiedene Richtungen weiterentwickelt.

Aus gutem wie schlechtem Feed-back können sie profitieren, meint Björn: «Wir freuen uns immer wieder über Inputs. Die haben uns schon enorm weiterge-bracht und uns geholfen, uns und unsere Balance Boards zu ver-bessern.»

 

Sich einbrennen

Es sind die kleinen Dinge, an die sich die beiden Freunde gerne zurückerinnern. Eines ihrer bisherigen Highlights ist mit Sicherheit der Brennstempel, mit dem sie mittlerweile jedes ihrer Boards markieren. «Wir haben irgendwo mal so einen gesehen und wollten unbedingt auch so einen haben. Die ersten Versuche damit hatten wir in Ben’s Zimmer gemacht», so Björn, der die Prägung damit ebenso prägend für die Entwicklung ihres Projekts sieht. Ein grosser Meilenstein waren auch ihre ersten Kunden. «Bei unserem ersten Fotoshoot auf der Telltreppe oder auch unterwegs werden wir immer wieder auf unsere Boards angesprochen und gefragt, was man damit macht und wo es sie denn zu kaufen gibt. Es kam vor, dass bereits am Tag darauf eine Bestellung vorlag. Das Feedback von allen Seiten überwältigt uns. Offenbar sind Balance Boards unter viele Leuten noch nicht bekannt. Durch das Gespräch mit ihnen verbreiten sie sich aber wie ein Lauffeuer», freut sich Björn über die überraschende Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Leute, welche Lumberboards auf Instagram oder Facebook entdecken, kommen die Boards teils sogar bei ihnen in der Werkstatt abholen. «Bis vor Kurzem hätte ich nie gedacht, dass ich über dieses einmalige Geburtstagsgeschenk hinaus auch anderen damit eine Freude machen würde», gesteht Ben. Durch die Vielseitigkeit und Effektivität der Balance Boards glauben die beiden daran, mit ihren Brettern auch Anklang in Therapiezentren oder bei Sportlern zu finden. «Die Balance Boards sind tolle Aufwärmgeräte, bieten Trockenübungen für Surfer und eröffnen eine Menge cooler Ganzkörper-Workouts für Zuhause», erzählt der Fitnesstrainer. Auch sieht er in den Balance Boards eine hübsche Alternative zu den einfachen, rechteckigen Holzbrettern, welche die Physiotherapeuten für Therapiezwecke einsetzen.

«Bislang zwar lediglich ein Hobby, finde ich die Vorstellung, daraus theore-tisch auch ein zweites Standbein machen zu kön-nen, enorm schön – besonders nach einem Jahr in der Kurzarbeit.» (Ben)

 

Balance selber machen

Aus dem Nichts haben die beiden inzwischen ehemaligen Mitbewohnern etwas geschaffen, was anderen Freude bereitet und sie mit Herzblut weiterverfolgen. Wie ihr Prototyp hat sich auch ihre Arbeitsumgebung verändert. Aus dem Keller bei Freunden, in dem alles seinen Anfang nahm, wurden sie bald darauf vertrieben. «Durch den regelmässigen Lärm fühlten sich die Nachbarn gestört. Deshalb hantierten wir zunächst in unserer eigenen WG, aufgrund des entstehenden Staubes später dann vor dem Haus an unseren Brettern. Da wir uns aber manchmal auch nach Feierabend bis spät in die Nacht zum Werken getroffen haben und auch wetterunabhängig sein wollten, konnte auch dies auf Dauer keine Lösung sein», erzählt Ben darüber, wie sie vorerst ganz klein angefangen haben. Mittlerweile haben sie die Produktion in eine nahegelegene Holzwerkstatt verlegt und sich so Schritt für Schritt ihrer Vision angenähert. Begeistert vom Lasergerät, das ebenso in der Werkstatt zur Verfügung steht, möchten sie auf Wunsch neu auch individualisierte Designs umsetzen. Zudem sehen die beiden Freunde mit der eigenen Werkstatt auch die Möglichkeit von Workshops, in denen jeder sein eigenes Brett kreieren kann. «Wir haben kürzlich getestet, ob wir unsere Passion auch in Kursen so rüberbringen können, sodass am Ende des Tages jeder sein eigenes Brett mit nach Hause nehmen kann», lacht Ben und fährt weiter: «Nicht nur den Workshopteilnehmenden hat es Spass gemacht, sondern auch uns. Wir haben viele tolle, motivierte Leute kennengelernt, weshalb wir gerne mehr solcher Workshops realisieren möchten. Mir schwebt auch sowas wie ein Vater-Sohn-Tag vor, wobei man zu zweit ein Balance Board machen kann, das als Erlebnis und in Erinnerung bleibt. Denn schliesslich war dies auch meine Ursprungsidee: meinem Göttibueb etwas zu schenken, das ich mit ihm danach auch gemeinsam machen kann.»

Nur fünf Minuten von ihrem Zuhause entfernt, ist die Werkstatt F103 die perfekte Ausgangslage, um den Arbeitstag bei Bier und Balance Boards ausklingen zu lassen. Auch das Timing passte perfekt: Damit sind Björn und Ben startklar, um darin auf den Sommer hin Vollgas zu geben.

 

Lust bekommen auf ein neues Hobby zum Ausgleich? Wenn du noch dazu dein eigenes Balance Board kreieren möchtest, zeigen dir Ben und Björn in nur fünf Stunden, wie einfach es geht. Buche dir deinen Termin gleich hier.