Roger Berhalter (Text), Sara Spirig (Bilder)
MakerStation Näfels
Nächster Halt: Makerbahnhof. Im Bahnhofsgebäude Näfels-Mollis befindet sich ein bestens ausgestatteter Makerspace. Hier entstehen zum Beispiel DIY-Roboter und Ersatzteile von Kügelibahnen, und es finden wöchentliche «Chlüttertreffs» statt. Um noch mehr Kinder und Jugendliche für Technik zu begeistern, planen die Makers im Zigerschlitz jetzt den nächsten Schritt.
Mike Zweifel hält ein violettes Kunstharzteil zwischen Daumen und Zeigefinger. Es ist das neuste Tüftlerprojekt des 37-Jährigen, der im Bahnhofsgebäude Näfels-Mollis einen Makerspace betreibt. «Schau mal, diese Kante ist noch nicht sauber, das muss ich noch verbessern», sagt Mike und deutet auf eine Stelle, die nicht wie gewünscht aus dem 3D-Drucker gekommen ist. Deshalb hat Mike dem 3D-Modell am Bildschirm ein paar zusätzliche Stützstrukturen verpasst.
Jetzt lässt er den Drucker erneut laufen und hofft auf ein besseres Ergebnis. Wozu er das Kunstharzelement braucht? Um seinem Sohn eine Freude zu machen; es handelt sich um ein neues Bauteil für dessen Kügelibahn.
«Im Studium habe ich mein erstes Arduino-Kit zusammengebaut – und dann war’s um mich geschehen.»
Mike Zweifel, Präsident des Vereins Makers im Zigerschlitz
Die Makers im Zigerschlitz gibt es seit 2015. Anfang 2020 zogen sie an den heutigen Standort und eröffneten im Bahnhofsgebäude Näfels-Mollis ihre MakerStation. Das Timing für den Umzug hätte besser sein können, denn kaum hatten sich die Makers im Bahnhof eingerichtet, brach die Coronapandemie aus. «Wir sind mit grossen Plänen eingezogen, konnten dann aber nur wenig machen», sagt Mike.
Heute nimmt er es mit Humor, denn es läuft trotzdem gut mit der MakerStation. Der Veranstaltungskalender hat sich wieder gefüllt, die Kurse sind gut besucht, sei es der «Lötkurs für Anfänger», «Handlettering aufs Baseballcap drucken», «Otto DIY Roboter (digital) bauen» oder der Arduino-Anfängerkurs.
«Die Angebote für Kinder in Begleitung ihrer Eltern laufen am besten», sagt Mike, der auch seine Kinder oft in die MakerStation mitnimmt. Seien Kinder im Raum, «dänn chlepft’s und tätscht’s», und das soll auch so sein. Kinder und Jugendliche für Technik zu begeistern, das ist Mike ein Anliegen, und er unternimmt so einiges, um die Jugendförderung voranzutreiben.
Er organisiert zum Beispiel Schnuppertage zusammen mit IT-Firmen der Region, die auf diese Weise vielleicht ihr Fachpersonal von morgen finden. Und bald werden die ersten Schulklassen im Maker-Bahnhof vorbeischauen; Mike arbeitet hierfür mit dem Kanton und dem Volksschulamt Glarus zusammen. «Das Ziel ist, dass wir für Lehrer und Schulklassen eine breite Palette an Kursen anbieten können.» Denn die MINT-Ausbildung sei wichtig und komme häufig noch zu kurz.
Algorithmen programmieren, Platinen ätzen und Lärm machen
Auf den ersten Blick ist die MakerStation Näfels unspektakulär. Ein schlichter weisser Raum mit Tischen in der Mitte, einem Beamer an der Decke, einer Leinwand an der Wand. Doch hinter den Türen der zahlreichen weissen Einbauschränke – sie stammen noch aus früheren Bahnhofszeiten – verbirgt sich Buntes und Spannendes: Verschiedene Lernroboter und Calliope-Platinen, mit denen schon Kinder erste Algorithmen programmieren können. UV-Belichter und Chemikalien, um Platinen selber zu ätzen. Professionelle Lötstationen, mit denen auch Anfänger gute Ergebnisse erzielen.
In einem Schrank verstecken sich Drohnen samt Virtual-Reality-Brillen, in einem anderen liegen Elektronikbausätze und allerhand Zubehör. Im «Maschinenraum» nebenan stehen drei 3D-Drucker bereit sowie ein 100-Watt-CO2-Laser. In einem weiteren Raum im Keller haben die Makers im Zigerschlitz eine Werkstatt eingerichtet, in der sie rund um die Uhr Lärm und Staub machen dürfen. Herzstück dieser Werkstatt ist eine CNC-Fräse, die aktuell mit Sicherheits- und Komfortfeatures aufgewertet wird.
Jeden Freitag ist «Chlüttertreff»
All das dürfen die Vereinsmitglieder zu günstigen Konditionen nutzen. Der Mitgliedsbeitrag ist mit 50 Franken pro Jahr bewusst tief angesetzt. Dies, um möglichst viele Mitglieder anzulocken und damit auch ein möglichst vielfältiges Know-How im Bahnhof zu versammeln.
In den wöchentlichen «Chlüttertreffs» tauschen sich die Makers im Zigerschlitz jeden Freitagabend aus. Aktuelle Tüftlerprojekte werden jeweils vorab in einem Gruppenchat angekündigt, damit sich Gleichgesinnte finden und diese am Treff fachsimpeln können. «Es sind gute Diskussionen, die in diesen Räumen stattfinden», sagt Mike zufrieden.
Mediziner mit Liebe zur Informatik
Die Makers im Zigerschlitz zählen heute 70 Mitglieder, die Mehrheit kommt aus dem Kanton Glarus, die meisten haben einen technischen Hintergrund – im Gegensatz zu Mediziner Mike, der in Gommiswald als Hausarzt tätig ist. Doch schon als Kind habe er begonnen zu programmieren, im Studium habe er sein erstes Arduino-Kit zusammengebaut, «und dann war’s um mich geschehen», sagt Mike und lacht.
Seither hat er sich vieles selber beigebracht und so manches Gerät zusammengebaut. Zum Beispiel den 100-Watt-Laser in der MakerStation, den er von Grund auf selber konstruiert und gefertigt hat. Zwar sei der Lasercutter nicht so präzis wie ein handelsübliches Gerät. Aber er ist selbstgemacht – und das ist es schliesslich, was für jeden Maker zählt.
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